SKU: BR.MN-903
ISBN 9783765199257. 8.5 x 8.5 inches. German.
Das Heft richtet sich an alle, die seit etwa 3 bis 5 Jahren einen Klavierunterricht besucht haben: an Jugendliche, junge Erwachsene, an Wiedereinsteigende, an Fortgeschrittene. Ich stelle mir vor, dass es neben dem horbaren Strom von Tonen und Musik auch noch einen unhorbaren Strom gibt. Die Improvisationsmodelle sind Moglichkeiten, sich diesen verborgenen Strom zu erschliessen, in ihn hineinzutauchen und ihn horbar zu machen.Marco Weller, 1. winner of the Breitkopf-Klavierimprovisationswettbewerb 2015 (age group 13+ years) improvising on Der Monch am Meer and Flug nach Arras.,,Fast nichts und doch so viel stammt aus der Feder des Pianisten, Klavierpadagogen und Nepomuk-Verlegers Francis Schneider. Der Autor schreibt im Vorwort: Meditative Klavierimprovisation ist auf allen Stufen faszinierend, bereichernd und begluckend..
SKU: HL.49017964
ISBN 9790001152938. 9.25x12.0x0.325 inches. German.
Es war 1996, als mir Christoph Poppen, der damalige Leiter des Munchener Kammerorchesters, von einem kuriosen Konzert in Munsing (Ammerland) erzahlte: wahrend eines seiner Konzerte mit dem Orchester in der dortigen Kirche gab es, fur alle hor- und sichtbar, eines der grossten Unwetter, das die Region je gesehen hatte. Dabei schlug der Blitz ein in eine Art Wahrzeichen des Ortes, eine mehrere Jahrhunderte alte Linde. Unter den Zuhorern damals: die dort lebende Dichterin und Schriftstellerin Diana Kempff. Sie war unmittelbar erschuttert vom Tod der Linde und schrieb unter diesem Eindruck einige Gedichte. Christoph Poppen wiederum war - wie in vielen anderen Zusammenhangen auch - genialer Vermittler und stellte alsbald den Kontakt zu mir her. Die Idee: am Ort des Geschehens, in der Munsinger Kirche, solle ein Jahr spater die Urauffuhrung einer Art Requiem fur diesen Baum, der so vieles 'gesehen' hatte, erklingen. Im Rahmen der Holzhauser Musiktagen mit den Texten von Diana Kempff und meiner (noch zu schreibenden) Musik.Es gab bald eine wunderbare, sehr intensive Begegnung von Diana Kempff und mir, bei der sie etwas fur Schriftsteller nicht gerade Typisches tat: sie stellte mir frei, aus den vorliegenden Gedichten nach Belieben lediglich Teile, sogar nur Zeilenfragmente zu verwenden und auch die Reihenfolge nach meinen Bedurfnissen anzuordnen und zu gestalten. Sie begriff sofort (und wunschte!), dass durch die Musik ohnehin etwas Drittes, etwas ganz Anderes entstehen wurde. Die Tatsache, dass wir Monate spater eine sichtlich bewegte Diana Kempff auf die Buhne holen durfte, freute uns alle besonders. Ihre Lyrik ist Ausdruck einer offenkundig zutiefst gequalten Seele und kommt uns oft wunderlich-versponnen entgegen. Einer zerbrechlichen Zartheit steht eine bisweilen fast brutale Harte unversohnlich gegenuber. Das Schubert'sche 'Fremd bin ich eingezogen' gilt fur sie in besonderer Weise und aussert sich in ihren Versen in einer Nahe zu allem Fremden (trotz des gleichzeitigen manischen Umkreisens des Eigenen und der eigenen Erinnerung), Abseitigen und auch (bei aller gleichzeitigen Skepsis) Ubernaturlichen. Dieses geisterhaft-spukige Element versuchte ich durch meine Textauswahl und mit musikalischen Mitteln in diesen nun 'Sieben Abgesangen' zu verdeutlichen. Das erste Stuck ist eine karge Studie uber das Verrinnen der Zeit, das Nichts; das Zweite beschwort den Regen (den heilbringenden) herbei, der dann spater - wenngleich mit entsetzlicher Wirkung - auch kommt. Den dritten Abgesang habe ich 'Tanz der toten Seelen' betitelt; es ist ein Zwiefacher, der jedoch durch seine duster-halbseidene 'Wiener' Chromatik alles Liebenswurdig-Oberbayerische langst verloren hat. Das klanglich vielleicht avancierteste und dichteste Stuck ist der vierte Abgesang, der ganz aus der Perspektive der Linde selbst erzahlt wird. Der funfte Abgesang zu den Worten 'Und wenn der Tod so kommen mag' ist im Stile einer traurigen Volksweise bewusst schlicht gehalten. Wahrend der sechste Satz in seinem expressionistischen Gestus nicht ungefahrlich das Monodram streift, ist es schliesslich die Seele (die ausgehauchte, die weiterexistierende?), die wortlich den letzten Abgesang uber die Baume und die Seelen pragt. Diana Kempffs Gedichte, der Enthusiasmus Christoph Poppens, die phantastischen Urauffuhrungs-Interpreten, allen voran die Sangerin Juliane Banse, haben mich zur Komposition dieser 'Sieben Abgesange auf eine tote Linde' angeregt.Die 'Sieben Abgesange' sind nunmehr auch eine Erinnerung an die erst jungst verstorbene Diana Kempff. Jorg Widmann,im Juni 2008.
SKU: BR.PB-5119-07
World premiere: Donaueschingen (Donaueschinger Musiktage), October 16, 1983
ISBN 9790004208670. 9 x 12 inches.
Jeder Kultur wohnt eine Moral inne, welche die menschlichen Handlungen bewertet und in zwei Kategorien einteilt: gut/schlecht, positiv/negativ usw. Der Titel HARTO - zu deutsch: satt, uberdrussig - bezieht sich auf das Unbehagen, das diese dichotomische Auffassung hervorruft: eine Auffassung, die gleichwohl in uns verwurzelt ist und gerade darum den Prozess Wahrnehmung Ausserung Kenntnis beeinflusst, ihm zugehort. Tatsachlich wird das musikalische Phanomen dualistisch konzipiert: Klang = Ton/Gerausch; Tonhohenanordnung = Konsonanz/Dissonanz, tonal/atonal; Struktur = symmetrischer Bau (Vordersatz/Nachsatz), das scholastische Ideal des Gleichgewichts, das seinerseits eine Symmetrieachse zur Voraussetzung hat. Diese Strukturierung des Materials ergibt sich aus dem fast ausschliesslichen Interesse des Komponisten an den expressiven Moglichkeiten des musikalischen Apparats. Die Motivation des Komponierens aus dem Drang, etwas Inneres ausdrucken zu mussen, erscheint mir jedoch heute der Grundlage zu entbehren und folglich auch unnotig. Die letztliche Daseinsberechtigung dieser Motivation liegt in der dualistischen Vorstellung, die beim Menschen zwischen Leib und Seele unterscheidet. Ein Bluff, Produkt kleinlicher Disputiersucht. Eine Analyse auf der Basis empirischer Logik stellt fest, dass es keine Seele gibt, sondern ein Nervensystem mit bestimmten Fahigkeiten, und dass nichts auszudrucken ist, weil Musik die Empfindungen des Komponisten nicht wiedergeben kann. sondern lediglich unbestimmte Eindrucke im Horer erzeugt. Da aber jede bewusste Wahrnehmung Erkenntnis ist, ware es nun die Aufgabe des Komponisten, Musik mit diesem Ziel, das heisst: Musik als Erkenntnismittel zu schaffen. Dies alles ist der Versuch, die Erkenntnistheorie von David Hume und anderen, spateren Epistemologen auf Musik anzuwenden. Der Beitrag des Empirismus zur Erkenntnistheorie wurde zwar in der wissenschaftlichen Forschung genutzt, fand jedoch in der Kunst kaum, in der Musik keinerlei Beachtung. Warum? Vielleicht, weil in der Musik noch immer der naive, >>expressive<< Komponist vorherrscht, den das elitar-bourgeoise Publikum verlangt und dem es applaudiert. Der Einwand, dass Kunst immer bourgeois war und es weiterhin ist, gibt zwar keine Losung, sollte aber auch nicht unterschatzt werden. Ich habe HARTO in zwei Teilen konzipiert, wobei jeder Teil im Verhaltnis zum anderen sowohl irgendwie das gleiche als auch das Gegenteil darstellt. Der Grund fur diese Zweiteilung des Werkes ist leicht aus dem vorhin Gesagten abzuleiten. Als Vorarbeit zur Komposition habe ich versucht, die historische dichotomische Gestaltung des Materials besonders hervorzuheben, und zwar durch eine Potenzierung jener Aspekte, die diesen -zweigeteilten<< Charakter in sich tragen. Ich habe also den Zeitverlauf lediglich als eine Folge von Spannungs- und Entspannungs-Einheiten betrachtet; ich habe Tonhohen-Anordnungen verwendet, die ausschliesslich auf Symmetrie beruhen; ich habe zweiteilige Strukturen aufgebaut, deren Halften durch eine Pause mit konstantem Wert geteilt sind; ich habe - je nach den Moglichkeiten des Orchesters - den Gerausch- oder Tonanteil des Klanges ubertrieben. Dieser Gedankengang wurde im Hinblick darauf realisiert, neue Anwendungsmoglichkeiten zu finden, die fur das Ziel einer Musik als Erkenntnismittel von Nutzen sein konnen.(Manuel Hidalgo).