SKU: BR.BV-364
Hans Zender is regarded as one of the most important composers and conductors of his generation. However, he has also written a great deal about music.
ISBN 9783765103643. 6.5 x 9.5 inches.
Since the first edition appeared, the response to Hans Zender's works in the music life of the present has gratifyingly continued to increase. The same applies to the musicological analysis of Zender's work as well as also to Zender's texts on music. Perhaps the present volume has contributed to some extent to all of this. Therefore, it is all the more gratifying that this book, containing some of Zender's central texts and even having almost the character of a complete edition of the writings from 1975 to 2003, can now be presented in a new expanded issue. Here, there are various substantial additions, referring above all to texts on compositions of the last 15 years whose consideration should give additional heft to this volume. (Jorn Peter Hiekel) Hans Zender is regarded as one of the most important composers and conductors of his generation. However, he has also written a great deal about music. The scope of his texts is very broad - from theoretical and analytical writings and essays to critiques, glosses and even a radio play. This volume, which features all of his major texts, is practically a complete edition. It can be seen as a basis for an in-depth approach to the multi-faceted compositional oeuvre and multi-layered intellectual world of Hans Zender. The texts repeatedly turn to fundamental aspects or take up elements that are primarily related to the works of other composers. One of the book's fundamental texts, Gegenstrebige Harmonik, is a kind of new, microtonal harmony method that draws some remarkable consequences from the history of composition since Antiquity.Bibliography:Hiekel, Jorn Peter: Vielstimmig in sich. Zu einigen Kernaspekten in Hans Zenders Schaffen, in: Hans Zender. Vielstimmig in sich, hrsg. von Werner Grunzweig, Jorn Peter Hiekel und Anouk Jeschke (= Archive zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Band 12), Hofheim: Wolke 2008, pp. 13-28..
Since the first edition appeared, the response to Hans Zender's works in the music life of the present has gratifyingly continued to increase. The same applies to the musicological analysis of Zender's work as well as also to Zender's texts on music. Perhaps the present volume has contributed to some extent to all of this. Therefore, it is all the more gratifying that this book, containing some of Zender's central texts and even having almost the character of a complete edition of the writings from 1975 to 2003, can now be presented in a new expanded issue. Here, there are various substantial additions, referring above all to texts on compositions of the last 15 years whose consideration should give additional heft to this volume. (Jorn Peter Hiekel) Hans Zender is regarded as one of the most important composers and conductors of his generation. However, he has also written a great deal about music. The scope of his texts is very broad - from theoretical and analytical writings and essays to critiques, glosses and even a radio play. This volume, which features all of his major texts, is practically a complete edition. It can be seen as a basis for an in-depth approach to the multi-faceted compositional oeuvre and multi-layered intellectual world of Hans Zender. The texts repeatedly turn to fundamental aspects or take up elements that are primarily related to the works of other composers. One of the book's fundamental texts, Gegenstrebige Harmonik, is a kind of new, microtonal harmony method that draws some remarkable consequences from the history of composition since Antiquity.Bibliography:Hi ekel, Jorn Peter: Vielstimmig in sich. Zu einigen Kernaspekten in Hans Zenders Schaffen, in: Hans Zender. Vielstimmig in sich, hrsg. von Werner Grunzweig, Jorn Peter Hiekel und Anouk Jeschke (= Archive zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Band 12), Hofheim: Wolke 2008, pp. 13-28..
SKU: BR.KM-2432
ISBN 9790004502020. 10 x 15 inches.
In den alten Kulturen war das, was wir heute ,,Musik und ,,Dichtung nennen, eine Einheit. Denken wir nur an die lotrijgn<' [musike] der Griechen, oder an Beschreibungen, die wir in den klassischen chinesischen Schriften finden. Aber naturlich: Kulturgeschichte ist ein Differenzierungsprozess, und so finden wir zur Zeit unserer europaischen Klassiker den Vorstoss der Musik zu ihrer ,,Autonomie - ihrer offiziellen Scheidung von dem Metier der Dichter. (Noch 1739 hatte Mattheson in seinem Vollkommenen Capellmeister von jedem Musiker ,,Gewandtheit in der Dicht-Kunst und genaueste Kenntnis der Verslehre verlangt.)Seit dieser Scheidung sind nun die Musiker sehr eifrig damit beschaftigt, eine autonome Grammatik und Syntax der ,,Tonkunst, wie die Musik jetzt genannt wird, zu entwickeln, wahrend in der Dichtung - besonders naturlich in der experimentellen, von Jean Paul und Mallarme bis zu Joyce und Celan - gerade das ,,Musikalische in der Poesie gesucht wird. Hierunter ist oft der Wunsch verborgen, die Verhartung, welche die Wortsprache durch ihre begriffliche Fixierung - extrem in der Wissenschaft! - erfahrt, wieder aufzuheben und sie in einen ,,musikalischen Zustand von Unbestimmtheit, von Offenheit zuruck zu versetzen.Oberflachlich betrachtet entwickeln sich die beiden Kunste in der Moderne also auseinander; eine Beruhrung zwischen ihnen wird immer schwieriger. Zu gross die Gefahr, dass die muhsam errungene Autonomie der einen wieder der Ubermacht der andern geopfert wird! Entweder wird die Musik, wenn sie schwach ist, zu blosser Illustration und Stimmungskulisse; oder sie verschlingt in ihrer klanglichen und zeitlichen Ausformung den eigenen Klang und Rhythmus der Dichtung.Manche Musiker haben in den letzten Jahrzehnten dieses Problem noch verinnerlicht und eine Art Bilderverbot auch innerhalb der Musik aufgestellt: Gestik, Expressivitat, Assoziationsfahigkeit der musikalischen Strukturen wurden unterdruckt. Ich halte das fur ein neurotisches Verhalten und ausserdem fur irrefuhrend. Es gibt schon seit jeher auch eine musikalische Semantik - das vergessen manche vor lauter Syntax und Grammatik; und es ist kein Grund einzusehen, warum in der Situation der Autonomie nicht musikalische und sprachliche Semantik in eine neue Art von Verhaltnis treten konnten. In der Bach-Kantate, im Schubert-Lied, in der Wagnerischen Leitmotivik waren das 1:1-Losungen; aber schon Wagner hat gezeigt, dass man diese Identitat auch dialektisch aufsprengen kann.Und wie erst in der Vielsprachigkeit der heutigen Moderne! In meiner Oper Stephen Climax habe ich den Hauptpersonen des Ulysses von James Joyce bestimmte - historisch ortbare - Musiksprachen zugeteilt (welche jeweils wieder bestimmte intervallische und rhythmische Struktureigenschaften zeigen, welche ihrerseits wieder seriell oder statistisch geordnet sind - es geht bis ins kleinste Detail ganz ,,autonom zu!!); der Kosmos unserer europaischen Musikgeschichte wird sowohl dem Kosmos der Joyceschen Figuren (ihrerseits ,,geschichtstrachtig!) wie auch dem aktuellen musikalischen Bewusstsein zugeordnet, aber eben oft auch uber Kreuz, paradox, mehrschichtig, mehrdeutig ... Die Tatsache, dass diese spezifische Moglichkeit einer neuartigen Einheit von Sprache und Musik von den berufenen Musikologen noch kaum bemerkt worden ist, zeigt nicht nur deren Langsamkeit, sondern auch die Dominanz des ,,bildlosen Denkens in der - jetzt abgelaufenen - Phase der Neuen Musik.In meinen Holderlin lesen-Stucken ging es mir darum, Wege zu finden, die gewaltigen Sprachstrukturen Holderlins so in die zeitliche Form der Musik zu integrieren, dass sie Funktionen der musikalischen Form ubernehmen, ohne in ihrer Eigenkraft (sowohl akustisch wie auch im Sinne expressiver ,,Deutung) im geringsten geschmalert zu werden. Das hiess zunachst: Sprechen, nicht singen! - Aber das wurde nur bedeuten, dass es nicht um die Musikalisierung von Text geht; ebenso wichtig ist es, dass es auch nicht um melodramatisch ,,erzahlende Musik geht. Sondern: Zwei autonome Kunste durchdringen sich auf diaphane Weise, ohne sich zu uberformen oder auszuloschen; es handelt sich um einen Dialog, nicht um eine Vereinnahmung durch Hierarchisierung.Ein weiteres Thema, das in der musikalischen Diskussion der letzten Jahrzehnte zu kurz gekommen ist und deswegen jetzt neu am Horizont erscheint, ist die Rhetorik. Inwieweit kann musikalische Form nicht nur logisch bzw. syntaktisch, sondern auch rhetorisch verstanden werden? Rhetorik und Satztechnik z.B. hangen zusammen. Ich kann diese Problematik (die ich in meinem vierteiligen, abendfullenden Shir Hashirim ,,auskomponiert habe) hier nur andeuten.Musik steht zwischen Zahl und Wort; sie hat an beidem teil. So konnte sie das Zentrum der ,,Sieben Freien Kunste in alten Zeiten bilden ... (Heinrich Schutz sagte, dass sie zu diesen - also zu den mathematisch-astronomisch en und den literarischen Kunsten - wie die ,,Sonne zu den Planeten sich verhalte.) Mir scheint, dass wir die Komposition seit 50 Jahren zu einseitig nur von der Zahl her definieren; sie hat geschichtlich ebenso viel mit Sprachstruktur zu tun. Wir konnen Neuland gewinnen, wenn wir als heutige Musiker dies neu durchdenken.Es handelt sich hier um meinen dritten Versuch einer Annaherung an das Problem einer ,,Verzeitlichung der Holderlinschen Texte d.h. einer Moglichkeit, diese Texte in einer Performance darzustellen: da die Musik das eigentliche Element der zeitlichen Darstellung ist, werden die Holderlinschen Worte mit Tonen konfrontiert.Im Fall von denn wiederkommen geht es um neun Zeilen aus Holderlins Patmos-Hymne. Je eine solche Zeile wird einem Formabschnitt der Musik zugeordnet (das Stuck ist also, wie meine Lo-Shu-Stucke, neunteilig). Die betreffende Zeile erklingt nicht nur einmal, sondern wird, in der gleichen Weise wie auch das musikalische Material, nach einem chaotischen Repetitionsprinzip mehrfach wiederholt.Auffallig ist ferner, dass fur jeden der neun Teile ein von einem der vier Quartettspieler festgehaltener ,,Grundton gewahlt wurde; durch diese orgelpunktartige Wirkung wird jeder der neun Teile zusammengehalten, und der Horer kann die langsame Bewegung der Grossform im unmittelbaren Horprozess mitvollziehen.Die neun Satze von Holderlin lauten:1. Furchtlos gehen die Sohne der Alpen uber den Abgrund weg auf leicht gebaueten Brucken...2. Sie horen ihn und liebend tont es wieder von den Klagen des Manns...3. Im goldenen Rauche bluhte schnell aufgewachsen mit Schritten der Sonne, mit tausend Gipfeln duftend, mir Asia auf, und geblendet...4. Gegangen mit dem Sohne des Hochsten, unzertrennlich, denn es liebte der Gewittertragende die Einfalt des Jungers...5. Wenn aber stirbt alsdenn, an dem am meisten die Schonheit hing...6. Eingetrieben war wie Feuer in Eisen das, und ihnen ging zur Seite der Schatten des Lieben. Drum sandt er ihnen den Geist und freilich bebte das Haus und die Wetter Gottes rollten ferndonnernd...7. Uber die Berge zu gehn allein, wo zwiefach erkannt, war einstimmig und gegenwartig der Geist...8. Und hier ist der Stab des Gesanges, niederwinkend, denn nichts ist gemein. Die Toten wecket er auf...9. Denn wiederkommen sollt es, zu rechter Zeit. Nicht war es gut gewesen, spater, und schroff abbrechend...(Hans Zender)CD:Salome Kammer (voice), Arditti String QuartetCD Montaigne MO 782094Bibliography:Nyffel er, Max: Fluchtpunkt Patmos. Hans Zenders Komposition ,,Denn wiederkommen. Holderlin lesen III, in: Neue Zeitschrift fur Musik 180 (2019), Heft 1, S. 44-47.ders.: Lesen, Schreiben, Horen. Zum Verhaltnis von Musik und Sprache bei Hans Zender, dargestellt an der Komposition ,,,denn wiederkommen`. Holderlin lesen III, in: ,,Ein Zeichen sind wir, deutungslos. Holderlin lesen, Ikkyu Sojun horen, Musik denken, hrsg. von Violetta L. Waibel, Gottingen: Wallstein 2020, S. 299-329Waibel, Violetta L.: Holderlin Lesen, Ikkyu Sojun Horen, Musik Denken, in: Festivalkatalog Wien Modern 29 (2016), Essays, pp. 196-198.Zenck, Martin: Holderlin lesen - seiner ,,Stimme zuhoren. Holderlin-Lekturen von Klaus Michael Gruber, Hans Zender und Bruno Ganz, in: Neue Zeitschrift fur Musik 172 (2011), Heft 6, pp. 25-29.Zender, Hans: Zu meinem Zyklus ,,Holderlin lesen, in: Mnemosyne. Zeit und Gedachtnis in der europaischen Musik des ausgehenden 20. Jahrhunderts, hrsg. von Dorothea Redepenning und Joachim Steinheuer, Saarbrucken: Pfau 2006, pp. 26-40.World premiere: Museum Island Hombroich, May 31, 1992.
SKU: HL.49015401
ISBN 9783795704445. German.
Warum Musik studieren? Wozu, wenn nicht fur eine berufliche Laufbahn, wenn nicht um der Anerkennung willen? Die Probleme, mit denen sich Bernstein befasst, sind nicht nur die von Berufsmusikern. Er wendet sich an alle, die Erkenntnis gewinnen wollen: an den hingebungsvollen Amateur; an alle, die vor Auftritten unbeschreiblich leiden; an die Eltern, denen er Ratschlage gibt, wie sie das Uben ihrer Kinder begleiten konnen.Mit dem zweiten und dritten Teil des Buches betreten wir dann die Welt des technischen Know-hows und profitieren von der Sachkenntnis des Meisters. Bernstein verrat Rezepte, wie wir Korper und Geist kontrollieren und anspornen, wie wir unsere Konzentrationsfahigkeit verbessern konnen, wie wir mit Fehlern umgehen lernen. Kurz: Er lehrt uns, unserem Talent gegenuber verantwortlich zu sein. Unser Gefuhl, unser Denken und die Wahrnehmung der Sinne verschmelzen zu lassen mit der Physis. Bernstein lehrt uns, vielleicht als erster, die wirklichen Grunde fur das Uben und den Weg zur Erfullung. Als unser bester Anwalt ermutigt er uns, Musik hervorzubringen, entlockt uns das Beste, das wir haben, gibt uns Selbstwertgefuhl, das zu andauerndem Gluck fuhren kann.
SKU: BR.KM-2483-07
ISBN 9790004502587. 9 x 12 inches.
Friedrich HolderlinMnemosyne Ein Zeichen sind wir, deutungslos,Schmerzlos sind wir und haben fastDie Sprache in der Fremde verloren.Wenn namlich uber MenschenEin Streit ist an dem Himmel und gewaltigDie Monde gehn, so redetDas Meer auch und Strome mussenDen Pfad sich suchen. ZweifellosIst aber Einer, derKann taglich es andern. Kaum bedarf erGesetz. Und es tonet das Blatt und Eichbaume wehn dann nebenDen Firnen. Denn nicht vermogenDie Himmlischen alles. Namlich es reichenDie Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo,Mit diesen. Lang istDie Zeit, es ereignet sich aberDas Wahre. Wie aber Liebes? SonnenscheinAm Boden sehen wir und trockenen StaubUnd heimatlich die Schatten der Walder und es bluhetAn Dachern der Rauch, bei alter KroneDer Turme, friedsam; gut sind namlich,Hat gegenredend die SeeleEin Himmlisches verwundet, die Tageszeichen.Denn Schnee, wie MaienblumenDas Edelmutige, woEs seie, bedeutend, glanzet aufDer grunen WieseDer Alpen, halftig, da, vom Kreuze redend, dasGesetzt ist unterwegs einmalGestorbenen, auf hoher StrassEin Wandersmann geht zornigFern ahnend mitDem andern, aber was ist dies?Am Feigenbaum ist meinAchilles mir gestorben,Und Ajax liegtAn den Grotten der See,An Bachen, benachbart dem Skamandros.An Schlafen Sausen einst, nachDer unbewegten Salamis steterGewohnheit, in der Fremd, ist grossAjax gestorben,Patroklos aber in des Koniges Harnisch. Und es starbenNoch andere viel. Am Kitharon aber lagEleuthera, der Mnemosyne Stadt. Der auch, alsAblegte den Mantel Gott, das Abendliche nachher losteDie Locken. Himmlische namlich sindUnwillig, wenn einer nicht die Seele schonend sichZusammengenommen, aber er muss doch; demGleich fehlet die TrauerIn meinen Holderlin lesen-Stucken ging es mir darum, Wege zu finden, die gewaltigen Sprachstrukturen Holderlins so in die zeitliche Form der Musik zu integrieren, dass sie Funktionen der musikalischen Form ubernehmen, ohne in ihrer Eigenkraft (sowohl akustisch wie auch im Sinne expressiver ,,Deutung) im geringsten geschmalert zu werden. Das hiess zunachst: Sprechen, nicht singen! - Aber das wurde nur bedeuten, dass es nicht um die Musikalisierung von Text geht; ebenso wichtig ist es, dass es auch nicht um melodramatisch ,,erzahlende Musik geht. Sondern: Zwei autonome Kunste durchdringen sich auf diaphane Weise, ohne sich zu uberformen oder auszuloschen; es handelt sich um einen Dialog, nicht um eine Vereinnahmung durch Hierarchisierung.Sind wir uns selbst zu einem ,,Zeichen...deutungslos geworden, wie es Holderlins Anfangszeilen sagen, so erscheinen auch die Zeichen, die wir selber setzen, sich immer mehr einer Deutbarkeit zu entziehen. Mein Stuck, das den vollstandigen Text von Holderlins Mnemosyne integriert, stellt auf seine Weise die Frage nach dem ,,Zeichen. ,,Was ist dies? Klang? Wort? Schrift? Wie sind die Grenzen, die Ubergange, die gegenseitigen Beeinflussungen der einzelnen Zeichenregionen? Was liegt ihnen zugrunde? Worte und musikalische Zeichen bewegen sich im Medium der Zeit; Schriftzeichen erscheinen zunachst als Verraumlichung, aber man muss daran erinnern, dass der Vorgang des Schreibens - wie er in der ostasiatischen Kalligraphie zu hochster Kunst entwickelt wurde - auch zeitlichen Charakter hat. Mnemosyne - die Kraft des Sich-Erinnerns - schafft die Zeichen, indem sie Gestalten durch Wiederholung fixiert und so aus dem endlosen Fluss der wahrgenommenen Vorgange herauslost. Die so entstehende artikulierte Zeit schafft wiederum durch das Wechselspiel von fixierten und sich bewegenden Gestalten das Bewusstsein fur differenzierte Formablaufe. Der Formverlauf meines Stuckes zeichnet solche genetischen Prozesse nach. Der Horer wird schnell merken, dass die Wortzeichen oft einer zuerst erscheinenden musikalischen Klangwelt entspringen (ich stimme Walter Benjamin zu, wenn er sagt, dass die Sprache in ihrer grundlegenden Schicht expressiven - und nicht darstellenden - Charakter hat). Die Schrift auf der Leinwand folgt zunachst den sprachlichen Aktionen der Stimme, erhalt dann aber auch eigene Teile der Form zugeteilt, in der sie sich als autonomes Zeichen darstellt. In der durch die drei Strophen Holderlins notwendigerweise dreiteiligen Gesamtform gibt es immer wieder Abschnitte, in denen entweder das musikalische Geschehen oder die Sprachzeichen des Gedichtes oder das Sich-Schreiben der Schrift im Vordergrund stehen; der Komponist versteht sich also hier auch als ,,Zusammensetzer der in unserer Wahrnehmung so verschieden besetzten Zeiten des Schreibens, Sprechens und Musikhorens. Es bilden sich im Verlauf des 40-minutigen Stuckes auch Grenzfalle, wie ,,stumme Musik oder total musikalisierte - ihrer Verstehbarkeit beraubte - Textrezitation. Auch das Singen von Text - in meinen bisherigen Holderlinstucken strikt vermieden - wird als ausserste Moglichkeit gegen Ende des formalen Prozesses zugelassen. An einigen Stellen zeigt die Musik sozusagen direkt auf sich selbst. Es sind Formzustande, die ich in meinem ,,Shir Hashirim als ,,Koan bezeichnet habe: ,,endlose Wiederholungen einer zeichenhaften Konstellation, bei jeder Wiederholung minimal verandert - so wie ein Kalligraph sein Schriftzeichen bei jedem Malvorgang unwillkurlich verandert und neu schafft. Steht im ersten Teil der Grossform der Aspekt des Abstrakten, des Unsinnlichen im Vordergrund, so wird im zweiten Teil Bildhaftigkeit als Eigenschaft nicht nur der Sprache, sondern auch der Musik betont: die Landschaft, halb schnee - halb blutenbedeckt, die der Wanderer ,,zornig durchstreift. Am Ende dieses Teils wird das Schriftbild selber zur Landschaft, die der Leser/Horer durchwandert. Er wird im dritten Teil durch einen Verwandlungsprozess zu den ekstatischen Ursprungen des holderlinschen Dichtens gefuhrt, und damit zur explizit musikalischen Ebene: Die Totenklage um Hektor und Ajax wird zum ,,dithyrambischen Tanz, wie es Holderlins Schlusszeile entwirft: ,,... darum fehlet die Trauer. Es bleibt noch nachzutragen, dass ich den in der Stuttgarter Ausgabe der Werke Holderlins in drei Versionen abgedruckten Text in einer Mischversion verwendet habe: die erste Strophe aus der 2. Fassung, die zweite mit Abweichungen und Widerspruchen aus allen drei Fassungen, und die dritte Strophe aus der 3. Fassung. (Hans Zender) CD:Salome Kammer (voice), Klangforum Wien, cond. Hans ZenderKairos 0012522KAIBibliography:Al lwardt, Ingrid: Nach-Lese. Holderlins Gesang im Resonanzraum der Musik Hans Zenders, in: Hans Zender. Vielstimmig in sich, hrsg. von Werner Grunzweig, Jorn Peter Hiekel und Anouk Jeschke (= Archive zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Band 12), Hofheim: Wolke 2008, pp. 43-60.Fuhrmann, Wolfgang: Zender lesen. Die Frage nach dem Zeichen in ,,Mnemosyne, in: ,,Ein Zeichen sind wir, deutungslos. Holderlin lesen, Ikkyu Sojun horen, Musik denken, hrsg. von Violetta L. Waibel, Gottingen: Wallstein 2020, S. 194-211Pragungen im Pluralismus. Hans Zender im Gesprach mit Jorn Peter Hiekel, in: Orientierungen. Wege im Pluralismus der Gegenwartsmusik, hrsg. von Jorn Peter Hiekel (= Veroffentlichungen des Instituts fur Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, Band 47), Mainz u. a.: Schott 2007, pp. 130-137.Mosch, Ulrich: Ultrachromatik und Mikrotonalitat. Hans Zenders Grundlegung einer neuen Harmonik, in: Hans Zender. Vielstimmig in sich, hrsg. von Werner Grunzweig, Jorn Peter Hiekel und Anouk Jeschke (= Archive zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Band 12), Hofheim: Wolke 2008, pp. 61-76.Schmidt, Dorte: Erfahrung und Erinnerung. Kompositorisches Material zwischen Klang und Bedeutung in der Kammermusik des spaten 20. Jahrhunderts, in: Mnemosyne. Zeit und Gedachtnis in der europaischen Musik des ausgehenden 20. Jahrhunderts, hrsg. von Dorothea Redepenning und Joachim Steinheuer, Saarbrucken: Pfau 2006, pp. 41-58.Zenck, Martin: Holderlin lesen seiner Stimme zuhoren. Holderlin-Lekturen von Klaus Michael Gruber, Hans Zender und Bruno Ganz, in: Neue Zeitschrift fur Musik 172 (2011), Heft 6, pp. 25-29.Zender, Hans: Zu meinem Zyklus Holderlin lesen, in: Mnemosyne. Zeit und Gedachtnis in der europaischen Musik des ausgehenden 20. Jahrhunderts, hrsg. von Dorothea Redepenning und Joachim Steinheuer, Saarbrucken: Pfau 2006, pp. 26-40.World premiere: Witten (Wittener Tage fur neue Kammermusik), May 4, 2001.
SKU: BT.DHP-1125334-070
ISBN 9789043138383. 9x12 inches. English-German-French-Dut ch.
Sinfonia and Caprice is comprised of two contrasting sections. Both sections are characterised by the arrangement of the eight voices into two four-part groups that play in dialogue with each other.The first, slow movement is a Sinfonia in the baroque sense?a majestic opening work. With its dotted rhythms and semiquaver runs, the movement is reminiscent of a French overture. The fast second movement, the Caprice, features an almost unbroken galloping rhythm. In this section an energetic main theme in a minor key plays in alternation with a lyrical subsidiary major theme. The work closes with a triumphant fanfare.Het werk Sinfonia and Caprice bestaat uit twee contrasterende gedeelten. Het arrangement van beide delen wordt gekenmerkt door de verdeling van de acht partijen in twee groepen van vier, die in dialoog met elkaar spelen.Het eerste, langzame deel is een majestueuze sinfonia in barokke sfeer. Met zijn gepunteerde ritmes en loopjes van zestiende noten doet dit deel denken aan een Franse ouverture. Het snelle twee deel, de caprice, omvat een bijna onafgebroken galopritme. In dit deel wordt een energiek hoofdthema in mineur afgewisseld door een lyrisch ondergeschikt thema in majeur. De compositie wordt afgesloten met een glorierijke fanfare.Sinfon ia and Caprice besteht aus zwei kontrastierenden Teilen. Typisch für beide Teile ist die Aufteilung der acht Stimmen in zwei vierstimmige Gruppen, die miteinander im Dialog stehen.Der erste, langsame Satz ist eine Sinfonia im barocken Sinne, also ein majestätisches Eröffnungsstück. Mit seinen punktierten Rhythmen und Sechzehntelfolgen erinnert der Satz im Charakter an eine französische Ouvertüre. Der schnelle zweite Teil, die Caprice, weist einen fast unablässig durchlaufenden Galopp-Rhythmus auf. In diesem Satz wechselt sich ein markiertes Hauptthema in Moll mit einem lyrischen Seitenthema in Dur ab. Das Werk endet mit einem fanfarenartigen,triumphal en Schluss. Sinfonia and Caprice se compose de deux parties contrastées. Celles-ci se caractérisent, lâ??une comme lâ??autre, par lâ??arrangement des huit voix en deux groupes de quatre qui jouent en dialogue.Le premier mouvement est une sinfonia au sens baroque du terme - une introduction lente et majestueuse. Avec ses rythmes pointés et ses lignes en doubles croches, ce mouvement fait penser une ouverture française. Le second mouvement, un caprice rapide, se distingue par un rythme galopant presque ininterrompu. Le thème principal en mineur est plutôt déterminé, alors quâ??un second thème lyrique en majeur se fait entendre en alternance. Lâ???uvre sâ??achèvesur une fanfare triomphante.
SKU: BR.EB-9359
Movement I via, Movement II toccato - toccato can also be performed without via, but via not without toccato
World premiere: Schloss Werdenberg, Schlossmediale, June 7, 2019
ISBN 9790004188293. 9 x 12 inches.
Dionysos, der Gott des Weines, erfullte Konig Midas als Dank fur die Freilassung des Silenos einen folgenschweren Wunsch: Alles was Midas in Zukunft beruhren wurde sollte zu Gold werden. Midas hatte dabei nicht bedacht, dass sich auch Essen und Getranke verwandeln wurden. Noch fataler war wohl nur, dass Midas' Mitmenschen bei jeglicher seiner Beruhrungen zu Gold erstarrten. Es ist der Moment, der Augenblick, der Atemhauch dieser Erstarrung und Ausloschung, der mich klanglich interessiert. Bruchteile, Sekunden werden zu Minuten des sich-Verbergens, der Qual, der Hoffnung, des Fluchs. Die klangfarblich-durchwebten Raster von Sopran und Saxophonquartett werden musikalisch gedehnt, mikroskopiert und seziert, getragen von einer fiktiven Sprache. Unbehagen - Unruhe - Hektik - Wut - Panik - Resignation - Verzweiflung - Tod: Die Musik durchlebt verschiedene Stadien. Sie sind uns vielleicht naher als wir denken mogen, denn steht Midas' Beruhrung nicht sinnbildlich fur einen schweren Schicksalsschlag? Umschreibt die Versteinerung eigentlich ein schweres Trauma oder eine Depression? In diesem Sinne beruhrt mich Midas' todliche Beruhrung zutiefst. ,,tocco, italienisch fur Beruhrung, leichter Druck, Anschlag (kurzer Klang), Hauch, Spur. Io tocco = Ich beruhre ,,via, italienisch fur weg oder Weg ,,toccato, italienisch fur beruhrt (Manuela Kerer, 2019)Movement I via, Movement II toccato - toccato can also be performed without via, but via not without toccatoWorld premiere: Schloss Werdenberg, Schlossmediale, June 7, 2019.
SKU: BR.EB-9185
World premiere: Munster, November 2, 2007
ISBN 9790004183007. 13.5 x 11 inches.
Das japanische Wort ,,EN hat zwei verschiedene Schriftzeichen und kann demnach einmal Kreis und einmal Beziehung heissen. Es ist etwas Lebendiges, ein Dazwischen. Man stelle sich eine Holzveranda vor, auf der man sitzt, hinter sich das Holzgebaude oder einen Tempel, vor sich den Garten (einen kunstvollen japanischen Garten!), in den man meditierend oder wie auch immer blickt, die Kunst in der Natur und ihre Architektur auf sich wirken lassend, sinnend, nachdenkend, interpretierend, erforschend. Nicht nur John Cage war fasziniert. Ich habe viele dieser Gartenanlagen in Kyoto besucht und auf mich wirken lassen. Der Interpret in ,,EN sieht die Viola gleichsam vor sich wie einen japanischen Tempelgarten, das dunkle Gebaude hinter sich. Dazu gibt es eine ,,frottage transforme, die die alte Technik der Reibekunst von Max Ernst (1925) aufnimmt, um drei verschiedene japanische Boden- und Einschliessungsstrukturen in allen moglichen Kombinationen in einer frottage klanglich zu transformieren und als spezielle Ausdruckscharakteristik in die anderen der Komposition hineinzukombinieren.Wir wissen, dass Ameisen ihre Schritte zahlen, um ihren Bau wiederzufinden. Bringt man an ihren Beinen Stelzen an, schiessen Sie uber ihr Ziel hinaus. Ich wunschte mir solche Stelzen fur Ihre zuhorenden Ohren!Nicolaus A. Huber (2006)World premiere: Munster, November 2, 2007.
SKU: CA.1490100
ISBN 9790007031381.
SKU: HL.49023868
ISBN 9783795756956. German.
In dieser Ausgabe erwartet Sie die gewohnte Vielfalt: internationale und nationale Hits zum Feiern, Besinnen und Weiterdenken, Dauerbrenner aus den Genres Volks- und Kinderlied, spannende und informative Marchen-, Sagen- und Erzahllieder, traditionelles internationales Liedgut mit vielen Sachinformationen und Hinweisen.Die Besonderheit in diesem Heft: WANN (Januar, Februar ...) feiert man WO (Griechenland, China, Kroatien ...) WAS (Sternenfest, Fruhlingsfest, Hidirellez ...).
SKU: CA.2901400
ISBN 9790007102159.